Falls du schon mal von Myelin gehört hast, dann war das wahrscheinlich in der Schule im Biologieunterricht. Dabei lohnt es sich defintiv, sicher näher mit Myelin zu beschäftigen, denn die Membran erfüllt einen wichtigen Zweck bei dem Schutz deiner Nervenzellen.

Alles Wichtige, was du über Myelin und seine Aufgabe für dein Gehirn und deine Zellen wissen musst, erfährst du in diesem Artikel.

 

1. Definition: Was ist Myelin?

Myelin ist eine Schutzschicht, bestehend aus Proteinen und Fetten, die um das Ende von Nervenzellen gelegt ist. Diese so genannten Axone werden durch eine Myelinschicht abgeschirmt und erlauben der Nervenzelle so, schnelle und viele elektrische Signale auszusenden.

Im Grunde kann das Gehirn so mit anderen Teilen des Körpers kommunizieren und aktiv Bewegungen leiten, aber auch den Stoffwechsel steuern.

Diese elektrischen Signale sind gewissermaßen die Grundeinheit der Informationsverarbeitung in deinem Gehirn und damit essentiell für die Funktionalität deines Gehirns.

Myelin besteht zu 70% aus Fetten und zu 30 % aus Proteinen und trägt daher auch den Namen “weiße Substanz”. Die myelinisierten Regionen im Gehirn lassen sich aufgrund ihrer weißen Farbe daher relativ deutlich erkennen.

Während der Kindheit und Jugend wächst Myelin immer weiter und unterstützt das sich entwickelnde Gehirn und Nervensystem bei seiner Funktionsweise. Das ist auch der Grund dafür, dass Babys sich noch so unkoordiniert fortbewegen und agieren.

Die noch nicht komplett ausgebildeten Myelinscheidewände sorgen für eine unzureichende Kommunikation zwischen den Nervenzellen. Was für uns niedlich aussieht, ist einfach nur ein Entwicklungsschritt des Myelins, der noch nicht vollzogen wurde.

2. Welche Funktion hat die Myelinschicht für das Gehirn?

Die wesentliche Aufgabe von Myelin besteht darin, die Reizweiterleitung im Gehirn, in Form des Aktionspotentials, zu verbessern. Dieses transportiert gewissermaßen die Informationen durch das Axon einer Nervenzelle zur nächsten Zelle.

Jetzt wird es spannend und das macht Myelin zu so einem wichtigen Faktor, wenn es um die mentale Leistungsfähigkeit geht: Wie eine Studie der University of North Carolina feststellen konnte, erhöht Myelin nämlich die Schnelligkeit der elektrischen Impulse der einzelnen Nervenzellen. [1]

Wie schnell deine Nervenzellen also miteinander interagieren und so alle Lern -Denk und Erinnerungsprozesse in deinem Gehirn ablaufen, hängt von der Gesundheit des Myelins in deinem zentralen Nervensystem (ZNS) ab.

Genau genommen hält die Myelinscheide die elektrische Energie davon ab, aus dem Axon auszutreten, es hält gewissermaßen die Spannung innerhalb der einzelnen Nervenzellen aufrecht.

Auch in der Forschung beschäftigt man sich mit dem Zusammenhang von Myelin und Intelligenz. Wie jetzt ein Bericht des Department of Psychiatry, State University of New York ergab, besteht ein Zusammenhang zwischen der “weißen Substanz” und der Intelligenz. [2]

Da Myelin die Reizweiterleitung im Gehirn verbessert, bestimmt es also über die Geschwindigkeit aller ablaufenden Prozesse. Dass diese Prozesse richtig ablaufen, ist entscheidet für die gesamte mentale Performance, sowie für Lern- und Erinnerungsprozesse!

Mehr Lern- und Fokus-Hacks

Take-Home-Message: Myelin ist die wichtige Schutzschicht, die deine Nervenzellen umgibt. Ob dein Gehirn ausreichend mit Myelin versorgt ist, entscheidet darüber, wie schnell die zahlreichen Informationsverarbeitungsprozesse in deinem Gehirn ablaufen können!

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Myelin

3. Die Folgen von Myelin-Mangel

Die Auswirkungen, die ein Mangel der Myelinschutzschicht haben kann sind zahlreich. Logisch, wenn man bedenkt, dass dein gesamtes Gehirn und Nervensystem auf diesen Stoff angewiesen ist.

Liegt ein Mangel vor, entstehen Signalstörungen zwischen deinem Gehirn und anderen Teilen deines Körpers, wie eine Studie des Institute of Molecular Medicine & Genetics der University of Georgia herausfand. [3]

Dazu zählen unter anderem Sehschwächen, ein Kribbeln oder Taubheitsgefühl am ganzen Körper und mentale Aussetzer. All dies ist auf eine Schwäche der Myelinscheiden zurückzuführen.

Häufig dauert es sehr lange, bis ein Mangel erkannt wird, da die Symptome so vielfältig sein können. Dieser wird vor allem ausgelöst durch Schwächen des Immunsystems, Infektionen und Entzündungen. Ist der Körper also bereits geschwächt, kann es passieren, dass auch die Myelinscheiden angegriffen werden. 

Take-Home-Message: Ein Mangel an Myelin wird in Verbindung gebracht mit Sehschwächen, physiologischen und mentalen Aussetzern.

4. Die natürliche Myelinschicht wieder aufbauen!

Vorne weg sei gesagt: Ein Patentrezept, um die Myelinschicht wieder aufzubauen, gibt es nicht. Von einigen Methoden und Tipps wird jedoch behauptet, dass sie förderlich für den Aufbau der Myelinschicht sein können.

Um das zu verstehen, muss man zunächst wissen, wie diese gebildet werden. Dabei gibt es zwei Sorten von Zellen, die Myelin bilden können. Erstens die Oligodendrozyten (ZNS) und zweitens die Schwann-Zellen (PNS).

Während die Schwann-Zellen im ganzen Körper verteilt sind, sind die Oligodendrozyten eher im Gehirn zu finden und dort für die Neubildung von Myelin verantwortlich.

1. Schlaf

Einer der wohl wichtigsten Faktoren ist erholsamer Schlaf. Wie eine Studie des Departments of Psychiatry der University of Wisconsin-Madison herausfand, werden während dem REM-Schlaf im Körper vermehrt Zellen gebildet, die als Ausgangsstoff für die Oligodendrozyten benötigt werden. [4]

Je besser du dich also erholst und je mehr Schlaf du deinem Körper gönnst, desto mehr Myelin kann gebildet werden. Das Gegenteil ist bei Stress und Übermüdung der Fall. Gönnst du deinem Körper und Gehirn zu wenig Erholung, sterben Zellen schneller ab.

Für deine mentale Performance ist es also von enormer Wichtigkeit, dass du dich nachts gut erholst und so das wichtige Myelin gebildet werden kann.

Tipps zum Einschlafen im Schlafguide

Ebenfalls interessant im Zusammenhang von Myelin und Schlaf: Die Myelinschicht in unserem Gehirn ist eng verknüpft mit Gewohnheiten und Ritualen, die wir jeden Tag automatisiert ausführen.

Wie Shawn Stevenson in seinem Buch "Sleep Smarter" [5] schreibt, sollte unser Schlafzimmer beispielsweise so eingerichtet sein, dass es einzig und allein dem Zweck des Schlafens dient.

So wie wir das Badezimmer betreten, um uns die Zähne zu putzen oder uns zu waschen, sollten wir das Schlafzimmer nur zum Schlafen betreten.

Der Vorgang der Wiederholung und Etablierung einer Routine am Abend trägt dazu bei, dass das Myelin gefördert wird - wie eine Art Muskel.

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2. Ketose

Eine ketogene Ernährung bzw. Ketone können den Aufbau der Myelinschicht unterstützen. Wie herausgefunden wurde, zeigte eine ketogene Diät Erfolg bei einem Patienten, der unter Hypomyelinisierung litt. [6]

Bei dieser Erkrankung ist die Myelinisierung  durch einen AGC1-Mangel (aspartate-glutamate carrier) von Geburt an gestört. Die ketogene Diät konnte in diesem Fall die Myelinisierung verbessern, indem sie einen Mangel in einem bestimmten Enzym (AGC1, das zur Bildung von N-Acetylaspartat in den Oligodendrozyten beiträgt) kompensiert hat.

Zum anderen dienen Ketone aber auch als Energiequelle und Vorstufe bei der Lipidsynthese in den so wichtigen Oligodendrozyten im Gehirn und können somit die Myelinisierung unterstützen. [7]

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 3. Die Omega-3 Fettsäure DHA

Der Gesamtfettgehalt deines Gehirns besteht zu ca. 20 %aus der essentiellen Omega-3-Fettsäure DHA. Schon während der Schwangerschaft ist die Entwicklung der Hirnrinde eines Säuglings auf die Omega-3 Fettsäure DHA angewiesen, dessen Speicherung während der ersten beiden Jahre nach der Geburt stattfindet.

Diese Phase der DHA-Ablagerung stimmt zeitlich mit dem Beginn der Myelinisierung überein, was ein Hinweis darauf ist, dass beide Prozesse eng miteinander verknüpft sind. Es wird davon ausgegangen, dass DHA benötigt wird, um die Myelinisierung voranzutreiben.

Alles zu Omega-3 Fettsäuren

Eine Reduktion von DHA in der Nahrung kann schließlich auch bei Erwachsnen zu Lern- und Gedächtnisproblemen führen. Zurückzuführen ist dies auf ein zu hohes Omega-6-zu-Omega-3-Verhältnis, wie es in der heutigen Gesellschaft oft vorkommt.

Eine Studie konnte herausfinden, dass dies zumindest teilweise negative Auswirkungen auf das Wachstum von Myelin haben kann. [8]

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4. Vitamin-D und Vitamin K2

Vitamin D sowie Vitamin K2 stehen ebenfalls im Zusammenhang mit Myelin. So konnten Studien zeigen, dass der Vitamin-D-Rezeptor die Produktion von Oligodendrozyten erhöhen kann [9] und Vitamin K an der Erhöhung von so genannten "Sulfatiden" beteiligt ist, ein Bestandteil der Myelinmembranschicht. [10]

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5. Cholin, Vitamin B12 und Vitamin B5

Wie man herausfinden konnte, sind vor allem Vitamin B12, Citicolin und Vitamin B5 (Pantothensäure) wichtig für die Bildung von Myelin. Das sind einige der Ausgangsstoffe, die dein Gehirn braucht, um Myelin zu synthetisieren.

Vitamin B5 ist essentiell, denn es hilft bei der Synthese von über die Nahrung aufgenommenen Fetten - und Myelin besteht aus bis zu 70% aus Fetten. 

Aber nicht nur dafür ist Vitamin B5 verantwortlich, es hilft auch gleichzeitig bei der Synthese von Acetylcholin, dem wichtigen Nervenbotenstoff deines Gehirns.

Bei dieser Aufgabe unterstützt auch der Wirkstoff Citicolin, der neben der Bildung von Acetylcholin, vor allem für die Reparatur von angegriffenen Myelinscheiden verantwortlich ist.

Da es sich bei diesen beiden Stoffen um Mikronährstoffe und Vitamine handelt, die in Lebensmitteln immer nur in relativ geringer Dosis zu finden sind, kann ein Supplement als gezielte Anwendung sinnvoll sein.

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5. Fazit

Myelin ist ein essentieller Stoff für dich, denn er schützt deine nervenzellen und ist maßgeblich daran beteiligt, Reize über dein zentrales Nervensystem weiter zu leiten.

Dabei kannst du selbst darauf achten, genug Nährstoffe für die Myelinproduktion aufzunehmen. Davon profitiert besonders deine Konzentrationsfähigkeit. 

6. Studien

[1]  Basic Neurochemistry: Molecular, Cellular and Medical Aspects. 6th edition. The Myelin Sheath. [https://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK27954/] 

[2] Podbielska M, Levery S. B, Hogan E. L (2011) Georgia Health Sciences University. Journal of Clinical Lipidology. The structural and functional role of myelin fast-migrating cerebrosides: pathological importance in multiple sclerosis. [https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3373471/ ]

[3] Haier RJ, Jung RE, Yeo RA, Head K, Alkire MT (2004) University of California. Neuroimage. Structural brain variation and general intelligence. [https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/15325390]

[4] Bellesi M, Pfister-Genskow M, Maret S, Keles S, Tononi G, Cirelli C (2013) University of Wisconsin-Madison. Journal of Neuroscience. Effects of Sleep and Wake on Oligodendrocytes and Their Precursors. [https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3874087/]

[5] Stevenson, Shawn: Sleep Smarter. 21 Essentials Strategies to sleep your way to a better body, better health, and bigger Success. Seite: 64

[6] Dahlin M, Martin DA, Hedlund Z, Jonsson M, von Döbeln U, Wedell A (2015) Karolinska Institute. Epilepsia. The ketogenic diet compensates for AGC1 deficiency and improves myelination. [https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/26401995]

[7] Poduslo SE, Miller K (1991) The Johns Hopkins University School of Medicine. Neurochemistry International. Ketone bodies as precursors for lipid synthesis in neurons, astrocytes, and oligodendroglia (myelin) in hyperthyroidism, hyperketonemia and hypoketonemia. [https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/20504680]

[8] Novak E.M., Dyer R.A., Innis S.M. (2008) University of British Columbia. Brain Research. High dietary omega-6 fatty acids contribute to reduced docosahexaenoic acid in the developing brain and inhibit secondary neurite growth. [https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4772061/#B160-nutrients-08-00099]

[9] de la Fuente AG, Errea O, van Wijngaarden P, Gonzalez GA (2015) University of Cambridge. The Journal of Cell Biology. Vitamin D receptor-retinoid X receptor heterodimer signaling regulates oligodendrocyte progenitor cell differentiation. [https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/26644513]

[10] Crivello N. A, Casseus S. L, Peterson J. W (2010) Tufts University Boston. Journal of Nutritional Biochemistry. Age- and brain-region-specific effects of dietary vitamin K on myelin sulfatides. [https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC2891353/]