Warum Fußballprofis auf Gehirntraining setzen

Fußballspieler werden häufig wegen ihrer angeblich mangelnden Intelligenz belächelt. Dabei müssen Spitzensportler vor allem in Mannschaftssportarten vielfältige mentale Leistungen erbringen. Sie müssen die Bewegungen und Intentionen der Mitspieler und Gegner vorausahnen, sie mit ihren eigenen integrieren und mögliche Ergebnisse dieser Handlungen vorausberechnen. Das erfordert eine große mentale Plastizität, viel Übung und Erfahrung, so dass im Gehirn dieser Profisportler vielleicht mehr los ist als bei vielen ihrer Kritiker.

Fußballer müssen auch ihr Gehirn trainieren

Nach einer neueren Studie von Neurowissenschaftlern liegt der Schlüssel für die Performance eines Profifußballspielers in der Geschwindigkeit seines Arbeitsgedächtnisses. Dr. Daniel Bishop von der Londoner Brunel University analysierte im Kernspintomographen die Aktivierungsmuster im Gehirn von Profifußballern und Laienspielern, während die Spieler videobasierte Aufgaben lösten. Das Ergebnis: Profispieler kennzeichnet eine herausragende Physis, gepaart mit außergewöhnlichen geistigen Aktivierungsmustern. Erfahrene Fußballer schätzen die Ereignisse auf dem Feld schneller und besser ein. Das unterscheidet sie vom Amateur und das kommt Zweikampferfolgen, Passgenauigkeit und Torgefährlichkeit zugute.

Die Herausforderungen auf dem Spielfeld sind beim Fußball vielfältig. Jedes Team kämpft um den Ballbesitz und versucht vor allem im eigenen Strafraum Aktionen der gegnerischen Stürmer zu verhindern. Der Spieler muss gleichzeitig Angriffe abwehren, Verteidiger und Mitspieler im Auge behalten und den Winkel zum Tor korrekt einschätzen. Ermöglicht wird dieses zielgerichtete und präzise Handeln durch eine zentrale Komponente des Arbeitsgedächtnisses, die sogenannte exekutive Kontrollfunktion.

Gehirntraining kann Leistung von Fußballspielern steigern

Die Sport- und Neurowissenschaftlerin Dr. Sabine Kubesch vom Institut Bildung plus in Heidelberg ist der Überzeugung, dass ein gezieltes Training dieser exekutiven Gehirnfunktionen die Handlungsschnelligkeit eines Spielers unter Druck erhöht und zu zielführenderen Entscheidungen führt. Das hat Jürgen Klopp, Trainer des Bundesligavereins Borussia Dortmund, als erster umgesetzt: Der Gehirntrainer Horst Lutz hilft dem BVB, die hohen Ansprüche des modernen Fußballs zu erfüllen.

Wahrnehmung + Gehirnjogging + Bewegung = Mehr Leistung

Mit dieser Formel trainiert der Wissenschaftler das Gehirn der BVB-Spieler. Dieses "Life Kinetik" genannte Training fördert das Gehirn mittels nicht alltäglichen koordinativen, kognitiven und visuellen Aufgaben. So muss das Gehirn neue Synapsen bilden: Es wird leistungsfähiger. Das geht natürlich nicht über Nacht. Effekte zeigen sich nach sechs bis acht Monaten. Klopp arbeitet mit Lutz seit zwei Jahren zusammen. "Das ist eines der spannendsten Dinge, die ich die letzten Jahre rund um meinen Job entdeckt habe“, meint Klopp. Das Gehirntraining führt dazu, "dass man sich im Detail verbessert und dann große Wirkung erzielt."

Im Moment schaltet keine Mannschaft so schnell um wie der BVB und so haben auch schon andere Vereine das Gehirntraining-Konzept übernommen, wie der SC Freiburg, Hoffenheim und Nürnberg. 

Quellen:

Bishop DT, Wright MJ, Jackson RC, Abernethy B.: Neural bases for anticipation skill in soccer: an FMRI study. J Sport Exerc Psychol. 2013 Feb;35(1):98-109.
http://www.neuronation.de/de/science/wieso-auch-fu%C3%9Fball-profis-auf-gehirntraining-setzen
http://www.derwesten.de/sport/fussball/bvb/bvb-mit-gehirntraining-an-die-spitze-id3963986.html
http://www.lifekinetik.de/