8 Gehirnfakten, die gerne verdreht werden
Wir nutzen nur 10% unseres Gehirns? Du bist eher der logisch-analytische Links‐Hemisphärentyp oder der kreative Rechts-Hemisphärentyp? Männer sind von Natur aus besser in Mathe?! Alles Quatsch! Wir räumen mit den gängigsten Mythen rund um dein Gehirn auf und sagen, was wirklich dran ist!
Letztes Update:
Januar 15, 2015
Veröffentlicht in
Biohacking & Performance
Wir nutzen nur 10% unseres Gehirns? Du bist eher der logisch-analytische Links‐Hemisphärentyp oder der kreative Rechts-Hemisphärentyp? Männer sind von Natur aus besser in Mathe?! Alles Quatsch! Wir räumen mit den gängigsten Mythen rund um dein Gehirn auf und sagen, was wirklich dran ist!
1. Die Größe macht den Unterschied
Menschen haben im Verhältnis größere Gehirne als Schimpansen, Männer haben im Durchschnitt ein größeres Gehirn als Frauen. Das durchschnittliche Gewicht eines weiblichen Gehirns liegt bei 1245 g, das eines männlichen Gehirns bei 1375 g. Diese Werte ergeben sich daraus, dass die meisten Frauen kleiner sind als die meisten Männer – dementsprechend auch kleinere Köpfe haben. Sind sie deshalb intelligenter? Eine Verbindung zwischen Gewicht oder Größe des Gehirns und der möglichen Leistung und der Intelligenz des Menschen kann nicht hergestellt werden. Das Gehirn des Pottwals ist das größte Gehirn im gesamten Tierreich und wiegt mehr als 9 kg. Es ist also etwa sechsmal größer als das des Menschen. Nun ist auch der Pottwal selbst ziemlich groß, es gibt aber auch Säuger, die relativ zum Körpergewicht ein größeres Gehirn haben als der Mensch. Trotzdem ist es wohl klar, dass es kein Tier mit den kognitiven Fähigkeiten des Menschen aufnehmen kann. Größe allein zählt also gar nichts.
2. Alkohol zerstört die Gehirnzellen
Nach einer durchzechten Nacht brummt einem am nächsten Morgen heftig der Schädel. Und natürlich haben wir alle die Bilder von notorischen Säufern im Kopf, bei denen wirklich nicht mehr viele Nervenzellen übrig zu sein scheinen. Daher wirkt die Aussage, dass Alkohol die Nervenzellen unseres Gehirns schädigt, zuerst einmal naheliegend. Doch stimmt das tatsächlich? Nein! Die Nervenzellen selbst nehmen durch mäßigen Alkoholkonsum keinen Schaden. Damit unsere Nervenzellen sterben, müssten wir so viel Alkohol trinken, dass wir selbst sterben. Auch die Ausfallserscheinung bei Alkoholikern, das so genannte Korsakow‐Syndrom, ist nicht direkt auf den Alkohol zurückzuführen, sondern auf einen Vitamin‐B‐Mangel. Alkohol zerstört also keine Nervenzellen, doch werden die Dendriten, die für die Kommunikation zwischen den Neuronen verantwortlich sind, durch Alkoholkonsum geschädigt. Das ist allerdings reversibel, denn die Dendriten können sich nach einiger Zeit wieder regenerieren. Trotzdem solltest du Alkohol eher in Maßen als in Massen konsumieren.
3. Wir können nur 10 Prozent unseres Gehirns nutzen
In vielen Büchern und Internetartikeln steht immer noch, dass wir nur 10 Prozent unseres Gehirns nutzen würden. Das ist natürlich völliger Unsinn. Wie die modernen Gehirnimaging‐Techniken zeigen konnten, nutzen wir immer und überall unser ganzes Gehirn. Vielleicht nicht immer alles gleichzeitig, je nach Tätigkeit wird die eine oder andere Region aktiver sein, aber es wird nie eine Region geben, die überhaupt nichts tut. Denn jeder Bereich hat seine Aufgabe und kommt bei bestimmten Vorgängen in Schwung. So zum Beispiel reagiert unser Gehirn schon bei visuellen Reizen verschiedener Arten mit der Nutzung verschiedener Bereiche. Niedliche Bilder beispielsweise werden aber in einem anderen Bereich des Gehirns verarbeitet als erotische Bilder oder Bilder von Nahrungsmitteln.
4. Wir haben 100 Milliarden Nervenzellen
Diese Zahl geistert seit Langem durch die Medien. Doch 2009 entdeckten Wissenschaftler, dass wir in Wahrheit keine 100, sondern eher um die 86 Milliarden Gehirnzellen haben. Nun werden viele sagen: 100 Milliarden oder 86, was soll's… aber diese 14 Milliarden Nervenzellen entsprechen etwa der Größe eines Paviangehirns. Außerdem sollte man berücksichtigen, dass eine Million Sekunden 12 Tagen entsprechen - 1 Milliarde Sekunden aber 31 Jahren! 14 Milliarden Zellen mehr oder weniger könnten also durchaus einen Unterschied machen.
5. Wir nutzen eine Gehirnhälfte mehr als die andere
Manche sind davon überzeugt, dass sie eher ein mehr analytisch‐sprachbegabter Links‐ Hemisphärentyp oder ein mehr intuitiver, künstlerisch begabter Rechts-Hemisphärentyp sind. Auch das stimmt so nicht! Der wahre Kern dieses Mythos liegt in den 60ern, als der Neuropsychologe Roger Sperry vom California Institute of Technology bei Epilepsiepatienten einige der Nervenstränge, die die beiden Gehirnhälften miteinander verbanden durchtrennte, um deren Anfälle zu schwächen bzw. ganz zu verhindern. Im Anschluss daran führte er Experimente durch, bei denen für kurze Zeit Bilder von Buchstaben oder andere Reize in das linke oder rechte Auge der Patienten gestrahlt wurden. Sperry fand heraus, dass die linke Gehirnhälfte verbale Informationen besser verarbeiten konnte, während die rechte bei visuellen und räumlichen Informationen stärker tätig war. Über die Jahre hinweg wurden diese Erkenntnisse jedoch immer mehr verfälscht und schließlich, vor allem durch Selbsthilfe Bücher, als Dominanzen der einzelnen Gehirnhälften verbreitet. Es gibt keine wissenschaftlichen Beweise für Persönlichkeitstypen, die durch die Gehirnhälften bestimmt werden, aber es gibt einige Studien, die das Gegenteil beweisen: Zum Beispiel fanden Psychologen der University of British Columbia heraus, dass kreatives Denken im gesamten Gehirn ein Netzwerk von Neuronen aktiviert, ohne dabei eine Seite zu bevorzugen.
6. Das Gehirn ist tagsüber aktiver als nachts
Auch wenn es uns während der anstrengenden Tage nicht so vorkommen mag, wurde doch festgestellt, dass das menschliche Gehirn nachts aktiver ist als tagsüber. Dies bezieht sich natürlich auf den Schlaf. Während der Körper sich regeneriert, rattert es nur so im Gehirn. Alles wird – wie in einer Art Defragmentierung – wieder zu einem Zustand der Ordnung und Balance zurückgeführt. So können wir am nächsten Tag wieder voll durchstarten.
7. Bei Erwachsenen wachsen keine Gehirnzellen mehr nach
Egal ob Ratten, Hasen oder Vogel, bei all diesen Tieren konnten Wissenschaftler das Nachwachsen von Gehirnzellen auch im Erwachsenenalter feststellen. Fast 130 Jahre lang gelang es nicht, Nervenwachstum in den Gehirnen erwachsener Menschen nachzuweisen. 1998 gelang es schließlich schwedischen Forschern Nervenwachstum im Hippocampus, einer Region die für Erinnerung zuständig ist, nachzuweisen. Im Jahr 2014 entdeckte eine Forschungsgruppe der Karolinska Universität in Schweden einen Weg, um das Alter von Zellen mit Hilfe von Kohlenstoff-14 in der DNA zu bestimmen. Außerdem bewiesen sie, dass auch im Striatum, das bei Motivation, Emotion und Kognition eine wichtige Rolle spielt, das ganze Leben lang neue Neuronen gebildet werden. Also obwohl unser Gehirn keine Wachstumsmaschine für Neuronen ist, regeneriert es sich selbst durch das Nachwachsen bestimmter Neuronen.
8. Männliche Gehirne sind biologisch bedingt besser bei Mathematik, weibliche Gehirne sind empathischer
Es gibt kleine anatomische Unterschiede zwischen männlichen und weiblichen Gehirnen, das ist sicher. Der Hippocampus, der für das Gedächtnis zuständig ist, ist meistens bei Frauen mehr ausgebildet, während die Amygdala, die bei der emotionalen Bewertung und Wiedererkennung von Situationen sowie der Analyse möglicher Gefahren eine wichtige Rolle spielt, bei Männern stärker ausgebildet ist. Also ziemlich genau das Gegenteil, was dieser Mythos behauptet. Es liegt also nahe, dass diese Unterschiede eher auf sozialen Normen, als auf biologischer Entwicklung basieren. Im Jahr 1999 führten Psychologen der Universität Waterloo in Ontario einen Test durch, bei dem sie Männern und Frauen einen schwierigen Mathematik-Test vorlegten. Erstaunlich war, dass alle Frauen, auch die, die Mathematikerinnen waren, im Durchschnitt schlechter als Männer abschnitten, außer man sagte ihnen zuvor, dass beide Geschlechter gleich gut in der Vergangenheit abgeschnitten hatten. Sobald diese Information den Testern gegeben wurde, war kein Unterschied bei den Ergebnissen feststellbar. Auch andere Studien haben bewiesen, dass Geschlechterspezifische Vorurteile aufgehoben werden können, sobald man den Testnehmer mitteilt, dass beide Geschlechter gleich gut abschneiden.
Wie du siehst existieren gerade, wenn es ums Gehirn geht ‐ diesem so interessanten, aber auch komplexen Thema ‐ viele Mythen und Unwahrheiten. Wir von BRAINEFFECT bemühen uns, Wahres von Legenden zu trennen und dir ein wissenschaftlich fundiertes Bild davon zu vermitteln, was die Wissenschaft heute über dieses faszinierende Organ weiß. Damit möchten wir nicht nur dein Wissen erweitern, sondern wir nutzen unsere Kenntnisse auch, um die Produkte der BRAINEFFECT‐Linie immer auf dem neurobiologisch neuesten Stand zu halten. Das ist die beste Voraussetzung dafür, damit du als BRAINEFFECT‐Kunde deine kognitive Leistungsfähigkeit, dein Gedächtnis, deine Konzentration und deine mentale Klarheit auch in Zukunft erhalten kannst.