Das Mikrobiom ist die Gesamtheit aller Mikroorganismen in unserem Körper. Es erfüllt zahlreiche Funktionen und wird daher fast wie ein eigenes Organ behandelt.

 

1. Was ist das Mikrobiom?

Der Begriff Mikrobiom setzt sich aus den griechischen Silben mikros (klein) und bios (Leben) zusammen. Wenn wir über das Mikrobiom sprechen, meinen wir in erster Linie die Gesamtheit aller Mikroorganismen, die ein mehrzelliges Lebewesen bewohnen.

Das Mikrobiom des Menschen besteht Schätzungen zufolge aus ca. 39 Billionen Mikroorganismen. Es ist bei jedem Menschen einzigartig und wird unter anderem von unserem individuellen Lebensstil beeinflusst.

Das menschliche Mikrobiom ist also sehr groß und wiegt zwischen 1,5 und 2 kg! Das und die Tatsache, dass es viele lebenswichtige Funktionen erfüllt, hat ihm mittlerweile unter Forschern den Ruf eingebracht, „wie ein eigenes Organ“ zu funktionieren.

Unter anderem beeinflusst das Mikrobiom unsere allgemeine Gesundheit, unsere Fitness und potenziell auch unser psychisches Wohlbefinden sowie unsere mentale Performance.

Ein gesundes Mikrobiom ist also einerseits das Resultat eines ganzheitlichen Lebensstils, andererseits jedoch auch die Voraussetzung dafür.

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2. Arten von Mikrobiomen

Obwohl es im Diskurs über das Mikrobiom meist um den Darm geht, haben wir Menschen tatsächlich mehrere verschiedene Mikrobiome. So gibt es das Mikrobiom des Darm, das Mikrobiom des Mundes und das Mikrobiom der Haut.

Dabei ist das Mikrobiom des Darms das Größte und bildet in seiner Gesamtheit die Darmflora. Dicht gefolgt wird sie von dem Haut-Mikrobiom. Vielleicht hast du schon mal gehört, dass die Haut als größtes Organ des Menschen bezeichnet wird.

Am kleinsten ist das Mikrobiom im Mundraum. Die Funktionsweise des Mikrobioms von Haut und Mundschleimhaut ist dabei sehr ähnlich wie die des Darms.

Auch hier gibt es eine „Flora“, also eine durch individuelle Bakterien regulierte Umgebung, die einer je nach Veranlagung teils recht sensiblen Balance unterliegt.

Mikrobiom

3. Aufgaben und Funktionen des Mikrobioms im Darm

Die Aufgaben und Funktionen des Darm-Mikrobioms sind vielfältig. So werden hier nicht nur wichtige Stoffwechselprozesse eingeleitet, sondern andererseits auch lebenswichtige Nährstoffe synthetisiert. Außerdem steht auch die Freisetzung von Neurotransmittern unter Beteiligung des Mikrobioms bzw. der Darmflora [1].

Konkret findet im Darm vor allem die Synthese der essentiellen Vitamine B1, B2, B6, B12 sowie auch Vitamin K statt. Außerdem produzieren die Darmbakterien auch kurzkettige Fettsäuren wie Essig- oder Buttersäure.

Diese wiederum dienen den Darmschleimhautzellen als wichtiger Energielieferant. Auch die körpereigene Hemmung von Entzündungen sowie zahlreiche Entschlackungs- und Entgiftungsprozesse sind nur unter Beteiligung des Mikrobioms möglich.

Darüber hinaus unterstützt ein gesundes Mikrobiom auch den Verdauungsvorgang. Somit können nicht zuletzt auch schwer oder gar nicht verdauliche Nahrungsquellen wie Ballaststoffe abtransportiert werden.

Auch einige Aspekte der Immunmodulation entfallen auf die Aktivitäten des Mikrobioms. So wird hier das Immunsystem stimuliert und zur Neutralisierung von Krankheitserregern bewegt.

Darüber hinaus wird mithilfe des Darm-Mikrobioms auch das Cholesterinabbauprodukt Gallensäure abtransportiert. Somit spielt die Darmflora nicht zuletzt auch eine zentrale Rolle innerhalb des menschlichen Fettstoffwechsels.

4. Folgen bei Veränderungen des Darm-Mikrobioms

Gerät das Mikrobiom aus dem Gleichgewicht, kann das teilweise durchaus dramatische Folgen haben. Insbesondere Veränderungen des Darm-Mikrobioms können langfristig die Entstehung von Darmentzündungen, Darmtumoren und Darmkrebs sowie auch Adipositas begünstigen.

Auch das sogenannte „metabolische Syndrom“ konnte mit einem signifikanten Ungleichgewicht der Darmflora in Verbindung gebracht werden. Wegen der damit einhergehenden Insulinresistenz wird die Erkrankung häufig als Vorstufe von Diabetes-mellitus-Typ-2 angesehen.

Auch eine Bauchspeicheldrüsenschwäche scheint in vielen Fällen die Folge eines schwachen Darm-Mikrobioms sein. Das gleiche gilt für Entzündungserkrankungen, die mit fortschreitendem Alter zu tun haben, haben ihre Wurzel womöglich ebenfalls im Darm-Mikrobiom haben.

So wird erforscht, inwiefern Erkrankungen wie Arthritis oder Morbus Alzheimer durch rechtzeitige diätetische Interventionen verhindert werden könnten [2].

Ferner wird diskutiert, ob bestimmte Formen von Autismus auf bereits vorliegende Mikrobiom-Dysbalancen zurückgehen könnten. Auch die Entstehung von Angststörungen und Depressionen könnte im Darm beginnen.

Tierversuche konnten zeigen, dass Veränderungen des Darm-Mikrobioms bei Hunden zu Angstzuständen oder Aggressionen führen können [3].

Am stärksten wirkt sich übrigens die Einnahme von Antibiotika auf die Zusammensetzung deines natürlichen Mikrobioms aus. Der menschliche Körper braucht je nach Wahl des Medikamentes bis zu 6 Monate, bis sich die Flora des Mikrobioms wieder normalisieren kann.

Ob wirklich eine Veränderung des Darm-Mikrobioms vorliegt, kannst du mittlerweile bis zu einem gewissen Grad selbst in Erfahrung bringen. So gibt es insbesondere online viele Anbieter von Mikrobiom-Tests.

Solche Test-Kits sollen die konkrete Zusammensetzung deiner Darmbakterien analysieren. Allerdings ist unklar, wie brauchbar die Ergebnisse im Einzelfall wirklich sind.

Mikrobiom Aufgaben

5. Mikrobiomforschung

Die Mikrobiomforschung steckt noch in den Kinderschuhen. Wirklich intensiv wird sie erst seit ca. 10 Jahren betrieben. Grund dafür ist nicht zuletzt, dass das Mikrobiom bzw. die unterschiedlichen Mikrobiome des Menschen aufs Vielfältigste mit anderen lebenswichtigen Funktionen in Verbindung stehen.

Sicher wissen wir mittlerweile jedoch, dass die Anzahl an Bakterien im menschlichen Körper sogar noch höher ist, als die Anzahl der Zellen: Der menschliche Stoffwechsel hat allein 17 Enzyme für Kohlenhydratabbau, die Darmbakterien haben mehr als 200.

Darin liegt jedoch eine weitere Herausforderung der Mikrobiomforschung: Da wir noch nicht alle Bakterienstämme und -kulturen kennen, ist es schwierig ihr Zusammenwirken im Detail zu verstehen.

Namhaft ist in diesem Zusammenhang vor allem das amerikanische „Human Microbiome Project“, das 2007 anlief [4]. In Europa ist es die Forschergruppe um „MetaHIT“, welche die Zusammenhänge zwischen den unterschiedlichen Bakterienstämmen ins Zentrum rückt [5].

Wie sehr unser Lebensstil, unsere Ernährung und die Einnahme von Medikamenten und anderen Substanzen das Darm-Mikrobiom beeinflussen, zeigen vor allem Studien an Naturvölkern.

Diese haben in der Regel ein sehr viel diverseres und damit gesünderes Mikrobiom als Menschen, die Industrienationen leben. Darüber hinaus wissen wir, dass sich die Darmflora von Vegetariern, Veganern und Mischköstlern in Industriestaaten nicht maßgeblich unterscheiden lässt.

Allerdings kommt es bei einer Umstellung der Ernährungsgewohnheiten durchaus zu einer Änderung der individuellen Darmflora, was sich unter Umständen auf die allgemeine Gesundheit auswirken kann.

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6. Fazit

Das Mikrobiom zählt als Gesamtheit aller Mikroorganismen zu den wichtigsten Entitäten innerhalb des menschlichen Körpers. Trotz seiner großen Relevanz für unsere Gesundheit und unseren Lebensstil wissen wir noch sehr wenig darüber.

Obwohl auch unsere Haut und unsere Mundschleimhaut über ein ganz eigenes Mikrobiom verfügen, steht insbesondere das Darm-Mikrobiom im Fokus der Medizin. Grund dafür ist vor allem, dass es zahlreiche lebenswichtige Funktionen erfüllt.

So ist es für die Hemmung von Entzündungen, die Vitaminsynthese, die Detoxifizierung sowie auch für den Fettstoffwechsel sehr wichtig. Ein Ungleichgewicht der individuellen Darmflora kann also durchaus schwer wiegende Folgen für unsere Gesundheit haben.

Mittlerweile werden unter anderem Diabetes-Vorstufen, Darmkrebs und entzündliche Alterserkrankungen mit Veränderungen des Darm-Mikrobioms in Verbindung gebracht.

Darüber hinaus gibt es Implikationen, die darauf hindeuten, dass auch dein psychisches Wohlbefinden und deine mentale Performance maßgeblich durch das Mikrobiom beeinflusst werden.

Damit ist eine gesunde Darmflora eine wichtige Voraussetzung für einen gesunden Lebensstil, gleichzeitig jedoch auch das Resultat eines solchen.

Um dein Darm-Mikrobiom zu stärken, solltest du deine Ernährung diversifizieren und die Einnahme von Drogen, Alkohol und Antibiotika möglichst vermeiden. Mittlerweile wird in einigen modernen somatischen Kliniken sogar eine Mikrobiom-Therapie angeboten, bei der es ganz gezielt um die Balance der Darmflora geht.

Im Zweifel bist du jedoch mit einer ausgewogenen, vitalstoff- und ballaststoffreichen Ernährung also immer auf der sicheren Seite!

7. Quellen

[1] Shreiner, A. B.; Kao, J. Y.; Young, V. B. (2015), The gut microbiome in health and in disease, Current Opinion in Gastroenterology, Volume 31, Issue 1, p. 69-75, https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4290017/.
[2] Hills, R. D.; Pontefract, B. A.; [...]; Theberge, C. R. (2019), Gut Microbiome: Profound Implications for Diet and Disease, Nutrients, Volume 11, Issue 7, 1613, https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC6682904/.
[3] Mondo, E.; Barone, M.; [...]; Accorsi, P. A. (2020), Gut microbiome structure and adrenocortical activity in dogs with aggressive and phobic behavioral disorders, Volume 6, Issue 1, e03311, https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC6994854/.
[4] NIH HMP Working Group; Petersen, J.; [...]; Guyer, M. (2009), The NIH Human Microbiome Project, Genome Research, Volume 19, Issue 12, p. 2317–2323, https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC6391833/.
[5] Qin, J.; Li, R.; [...]; Wang, J. (2010), A human gut microbial gene catalogue established by metagenomic sequencing, Nature: A Comparative Study, Volume 464, Issue 7285, p. 59-65https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/20203603/.