Brainwriting - Das effektivere Brainstorming
Ist Gruppen-Brainstorming tatsächlich die effektivste Methode, sinnvolle und originelle Ideen zu entwickeln? Nicht unbedingt! Lernforscher haben festgestellt, dass Menschen, die alleine arbeiten, bessere Ergebnisse erzielen als Gruppen. Das nutzt das Brainwriting.
Letztes Update:
Mai 08, 2010
Veröffentlicht in
Biohacking & Performance
Brainwriting - Das effektivere Brainstorming
Ist Gruppen-Brainstorming tatsächlich die effektivste Methode, sinnvolle und originelle Ideen zu entwickeln? Nicht unbedingt! Lernforscher haben festgestellt, dass Menschen, die alleine arbeiten, bessere Ergebnisse erzielen als Gruppen. Das nutzt das Brainwriting.
Wenn es darum geht, als Gruppe neue Ideen zu entwickeln, fällt einem meistens als erstes die klassische Brainstorming-Methode ein: Die Gruppenmitglieder sprechen einfach jeden Gedanken aus, egal wie nutzlos dieser zunächst sein mag. Irgenwann, so die Hoffnung, wird schon “der geniale Einfall” dabei sein. Aber ist Gruppen-Brainstorming tatsächlich die effektivste Methode, sinnvolle und originelle Ideen zu finden? Nicht unbedingt!
Lernforscher haben in zahlreichen Studien Brainstorm-Gruppen untersucht und festgestellt, dass Studienteilnehmer, die alleine gearbeitet haben, bessere Ergebnisse erzielten als die, die in der Gruppe Ideen gesammelt haben - sowohl was die Menge als auch was die Qualität der Ideen betrifft. Dafür werden drei Gründe angeführt:
1. Furcht vor negativem Feedback In der Gruppe fällt es nicht immer leicht, die wildesten Ideen auszusprechen, auch wenn gerade solche Ideen oftmals diejenigen sind, die das größte Potential haben. Man möchte in der Gruppe nicht als durchgeknallt oder realitätsfern gelten und behält daher die geniale Idee lieber für sich.
2. Kampf der Persönlichkeiten Brainstorming-Runden können schnell unproduktiv und gar ungemütlich werden, nämlich dann, wenn besonders durchsetzungsstarke Typen den Fokus der Gruppe voll auf sich lenken und die Runde nicht moderieren, sondern dominieren. Oft sind sie dazu auch noch stur. Passive und schüchterne Teilnehmer kommen so gar nicht zu Wort. Der kreative “Flow”, den man sich durch das Brainstorming erhofft hat, kommt gar nicht erst auf.
3. Ideen-Stau Beim klassischen Brainstorming kann immer nur ein Teilnehmer reden. Die Folge: Während ein Brainstormer seine Idee vorstellt, fangen die anderen an, ihre Ideen unbewusst zu revidieren, modifizieren oder vergessen sie gar. Denn unserem Gehirn fällt es schwer, mehreren Ideen gleichzeitig aufmerksam zu folgen. Insgesamt werden dadurch also weniger Ideen produziert, als wenn man alleine Ideen sammelt.
Wenn es also stimmt, dass das klassische Brainstorming alleine besser funktioniert als in der Gruppe, sollten wir das Ideensammeln in der Gruppe ganz aufgeben? Oder gibt es einen Weg, die offensichtlichen Vorteile der Gruppendynamik zu nutzen, während man die soeben genannten Nachteile vermeidet?
Brainwriting als Lösung
Das sogennante Brainwriting setzt an dieser Stelle an. Denn anders als beim Brainstorming denkt und schreibt beim Brainwriting jeder Teilnehmer selbst, es findet in der Ideenfindungsphase keinerlei verbale Kommunikation statt. Konkret funktioniert das Brainwriting so:Die Brainwriting-Teilnehmer sitzen gemeinsam an einem Tisch und jeder bekommt ein Blatt Papier. Oben auf diesem Blatt steht bei jedem Teilnehmer dieselbe Fragestellung bzw. Problematik. Der Brainwriting-Moderator gibt nun jedem Teilnehmer drei Minuten Zeit, jeweils drei Ideen auf das Blatt Papier zu schreiben. Wenn die Zeit abgelaufen ist, werden die Blätter zu der jeweils links sitzenden Person weitergegeben. Jetzt beginnt eine neue Brainwriting-Runde. Jeder schreibt drei neue Ideen unter die des Nachbarn, welche als Inspiration genutzt oder einfach ignoriert werden können. Das Ganze kann immer so weiter gehen, bis die Brainwriting-Teilnehmer meinen, genug Ideen gesammelt zu haben. Nach der Ideenfindungsphase werden alle Ideen vorgelesen, diskutiert und vom Brainwriting-Moderator zusammengeführt.
Vorteile des Brainwriting
Die Vorteile des Brainwriting gegenüber dem klassischen Brainstorming sind offensichtlich:
• Beim Brainwriting werden viel mehr Ideen produziert. Zur Veranschaulichung: Mit der Brainwriting-Methode kann man bei sechs Teilnehmern und drei Ideen pro drei Minuten ganze 90 Ideen in 15 Minuten generieren.
• Ideen werden beim Brainwriting sofort festgehalten. Sie gehen nicht verloren, während andere Teilnehmer ihre Ideen vorstellen.
• Alle Teilnehmer kommen beim Brainwriting zu Wort und alle Beiträge bekommen dieselben Chancen.
• Die Ideen können anonym vorgestellt werden, daher kann sich beim Brainwriting jeder trauen, auch mal verrückte Ideen einzubringen.
• Die Zeitbegrenzung beim Brainwriting gibt den Teilnehmern einen leichten Druck Ideen zu liefern und führt daher zu einer Produktivitätssteigerung.
Wenn es also darum geht, für irgendeine Fragestellung Ideen zu sammeln, setze dich doch mit ein paar Leuten zusammen, die mit der Frage einigermaßen vertraut sind, und starte mit ihnen eine Brainwriting-Session.